Toiletten für alle
»changing places«
Baden-Württemberg

Rastatt, 15.08.2023 - Unbeschwert mit der ganzen Familie einen Ausflug unternehmen, durch Rastatt bummeln, das Schloss besichtigen, einkaufen und danach in einem der zahlreichen Gaststätten einkehren. Für Familien mit Angehörigen im Rollstuhl, die zusätzlich inkontinent sind und daher Windeln tragen, war dies bislang nicht möglich – bis jetzt. In der Rastatter Innenstadt, im Hatz-Areal, ist die erste „Toilette für alle“ in Rastatt eröffnet worden. Sie ist rund um die Uhr mit dem Euro-Schlüssel zugänglich.

„Menschen mit Behinderung ein Stück Freiheit zurückgeben“

„Heute lautet unsere Botschaft: Eine solche Toilette ist für alle Städte ein Muss. Denn mit unserer „Toilette für alle“ geben wir den Menschen mit Behinderung ein Stück Freiheit zurück“, betonte der Rastatter Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch. Er freue sich, dass mit der „Toilette für alle“ ein wichtiger Auftrag aus dem kommunalen Aktionsplan Inklusion nun endlich erfüllt sei. Pütsch bedankte sich beim Bauherrn des Hatz-Areals, der den Raum für die Toilette zur Verfügung gestellt und den direkten, barrierefreien Zugang durch den Torbogen an der Herrenstraße ermöglicht hat. Nun hoffe er, so der OB, dass die Toilette sehr gut genutzt werde. Bisher ist die „Toilette für alle“ ein Unikat im Landkreis. Denn die nächsten Toiletten dieser Art gibt es erst in einiger Entfernung in Offenburg, in Bad Herrenalb oder in der Messe Karlsruhe.

„In England Pflicht – in Deutschland freiwillig.“

„In England schreiben die geltenden Baunormen „Toiletten für alle“ gesetzlich vor – im Unterschied zu Deutschland“, erläutert Jutta Pagel-Steidl, Geschäftsführerin des Landesverbandes für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg (LVKM). Das Land Baden-Württemberg fördere daher freiwillig die erforderliche Zusatzausstattung. In Rastatt kamen rund 9.600 Euro vom Land. „Im Land leben rund 380.000 Menschen, die inkontinent sind und die unterwegs darauf angewiesen sind, einen menschenwürdigen Ort zum Wechseln der Inkontinenztartikel zu finden. Fehlt ein solcher, findet der Wechsel auf dem Fußboden einer öffentlichen Toilette statt oder auf einer Wiese. Das ist unwürdig.“ Im Auftrag des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg ist der Verband unterwegs und wirbt für „Toiletten für alle“. So auch in Rastatt. Es sei der 92. Standort landesweit. Die Rastatter Toilette sei eine ganz besondere, da sie sich mitten in der Innenstadt befinde und jederzeit mit dem Euro-Schlüssel zugänglich sei.

„Ich komme wieder – keine Frage!“

Als „Tourentester“ ist der ehrenamtliche LVKM-Inklusionsbotschafter Patrick Thurn extra aus Stuttgart zur Eröffnung angereist. Er war zuvor noch nie in Rastatt. Das wird sich nun ändern. „Ich komme gerne wieder - keine Frage. Nächstes Mal komme ich gemeinsam mit Freunden nach Rastatt. Wir sind alle im Rollstuhl unterwegs und brauchen eine „Toilette für alle“. Das ist für uns ein Kriterium bei der Auswahl des Ausflugsziels“. Was das Besondere der „Toilette für alle“ ist und wie der Patientenlifter konkret funktioniert, zeigten Patrick Thurn unterstützt von Pagel-Steidl. Auch OB Pütsch ließ es sich nicht nehmen, beim Echttest mit dem Lifter zu assistieren. Gemeinsames Fazit: klappt!

INFO
Die knapp 10 qm große Rollstuhl-Toilette im Hatz-Areal (barrierefreier Zugang über Torbogen Herrenstraße) ist zusätzlich ausgestattet mit einer frei stehenden höhenverstellbaren Pflegeliege für Erwachsene (mit abklappbarem Seitengitter), einem Deckenlifter und einem luftdicht verschließbaren Windeleimer. Die Toilette ist rund um die Uhr mit dem Euro-Schlüssel zugänglich.

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