Hier finden Sie alle Pressemitteilungen rund um das Thema „Toiletten für alle in Baden-Württemberg“.

Mitten in der Stadt: „Toilette für alle“ im Rathaus Reutlingen eröffnet

Reutlingen, 02.02.2018 - Die Stadt Reutlingen setzt mit einer vorbildlichen „Toilette für alle“ i, Rathaus Maßstäbe für Inklusion. So können Menschen, die auf Windelwechsel angewiesen sind, entspannt an kulturellen Veranstaltungen teilnehmen und einen Stadtbummel machen. Überall dort, wo eine „Toilette für alle“ fehle, könnten die Betroffenen nicht teilhaben. „Fünf Sterne“ vergab daher Jutta Pagel-Steidl, Geschäftsführerin des Landesverbands für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg (LVKM) symbolisch für die besonders gut durchdachte Planung und Umsetzung. Außerdem sei das Rathaus „ein sehr guter Standort mit guten Öffnungszeiten“.

Die spezielle Toilette für alle Menschen, die auf einen Windelwechsel angewiesen sind, wurde am Freitag im Beisein von Vertretern aus Gemeinderat, Landkreis, Politik und Verbänden offiziell eröffnet. Sie kann aber schon seit einiger Zeit genutzt werden. „Die Nachfrage ist hoch. Die Toilette wird häufig genutzt“, berichtete der städtische Behindertenbeauftragte, Michael Embery. Die Einrichtung im Reutlinger Rathaus sei vorbildlich in der Ausstattung und mit der zentralen Lage mitten in der Stadt.

Eine „Toilette für alle“ ist weit mehr als ein Rollstuhl-WC. Sie ist größer und zusätzlich mit einer höhenverstellbaren Pflegeliege für Erwachsene, einem Patientenlifter zum Umsetzen vom Rollstuhl auf die Liege und zurück sowie einem luftdicht verschließbaren Windeleimer ausgestattet. „Babywickeltische gibt es viele, aber eben keine Möglichkeit, Windeln bei Erwachsenen zu wechseln“, so Pagel-Steidl. Für etwa 380 000 Menschen im Ländle mit schweren Behinderungen, Krankheiten wie Multipler Sklerose und Inkontinenz besonders im Alter sei die Alternative bisher nur auf dem Fußboden einer öffentlichen Toilette, im Auto oder gar im Freien „hinter dem grünen Busch“ gewickelt zu werden – und das sei unwürdig. „Meistens bleiben die Menschen dann lieber daheim“, machte Pagel-Steidl bewusst, dass „man mit vollen Hosen nicht teilhaben kann.“

„Wichtig für Menschen mit Behinderungen“

„Eine „Toilette für alle“ ist ein wichtiger Punkt im Leben von Menschen mit Behinderungen“, so Reutlingens -Verwaltungsbürgermeister Robert Hahn, der auch für Soziales und Kultur zuständig ist. Deshalb habe die Stadt beim Gebäudeumbau selbstverständlich die technischen Voraussetzungen und den Raum geschaffen, um nicht nur eine Rollstuhltoilette einrichten und optimal ausstatten zu können sondern eine Toilette für alle“. Insgesamt wurden rund 50.000 Euro investiert.

Das Ministerium für Soziales und Integration förderte die zusätzliche Ausstattung mit 90 Prozent, immerhin rund 10.000 Euro. Der LVKM wirbt seit Herbst 2015 im Auftrag des Landes für die Schaffung solcher Räume. Inzwischen sind landesweit rund 30 „Toiletten für alle“ entstanden. In Reutlingen gibt es eine solche auch im „Kulturpark RT-Nord“, auf dem ehemaligen Gärtnereigelände von Rappertshofen sowie einen mobilen Container, der bereits im Sommer beim Festival „Kultur vom Rande“ und dem „Neigschmeckt Markt“ im Einsatz war. Weitere „Toiletten für alle“ sind im Land im Bau oder in Planung. Aber bis zur flächendeckenden Versorgung sei es noch ein weiter Weg, so Pagel-Steidl. Die Idee dazu komme aus Großbritannien, wo seit 2006 bereits mehr als 1000 „changing places“, was „Orte zum Wechseln“ heißt, eingerichtet wurden. „Aus Großbritannien kommt eben nicht nur der Brexit sondern auch Vorbildliches. „Changing places“ sind im englischen Baustandard verankert. Davon sind wir bei uns noch weit entfernt.“

„1 a“ für die „Toilette für alle“!

Eindrucksvoll demonstrierten Rollstuhlnutzerin Helga Jansons vom Körperbehindertenverein Reutlingen, der Landtagsabgeordnete Thomas Poreski (Grüne) und Jutta Pagel-Steidl die Funktionsweise des Patientenlifters. „1a“, so Jansons Urteil nach dem Test. Es sind die Kleinigkeiten, die besonders auffallen, obwohl sie eigentlich selbstverständlich sein sollten. Dazu zählen beispielsweise die leicht zu bedienende Schiebetüre, die Symbole und die Tatsache, dass es eine Anzeige für „frei“ oder „besetzt“ gibt. „Das fehlt leider oft und dann wird es leicht peinlich, wenn man die Türe zur Toilette öffnet und da sitzt schon jemand drin.“

INFO
Das Rathaus ist ganztags von Montag bis Freitag sowie am Samstagvormittag geöffnet. Die „Toilette für alle“ ist im Erdgeschoss des Rathauses. Sie ist mit einem „Euro-Schlüssel“ zu öffnen. Dieser kann an der Informationstheke auch ausgeliehen werden. Die Rollstuhltoilette ist zusätzlich ausgestattet mit einer höhenverstellbaren Wandklappliege, einem Deckenlifter und einem luftdicht verschließbaren Windeleimer.


Mitten in der Stadt: das Reutlinger Rathaus ist barrierefrei zugänglich und verfügt nun über eine »Toilette für alle«

Mitten in der Stadt: das Reutlinger Rathaus ist barrierefrei zugänglich und verfügt nun über eine »Toilette für alle«

Im mittleren Sitzungssaal des Rathaus Reutlingen begrüßt Verwaltungsbürgermeister Robert Hahn die Gäste. LVKM-Geschäftsführerin Jutta Pagel-Steidl stellt das Projekt »Toilette für alle« vor.<br />Foto: © Mara Sander

Im mittleren Sitzungssaal des Rathaus Reutlingen begrüßt Verwaltungsbürgermeister Robert Hahn die Gäste. LVKM-Geschäftsführerin Jutta Pagel-Steidl stellt das Projekt »Toilette für alle« vor.
Foto: © Mara Sander

Interessiert verfolgen die Vertreter aus Landes- und Kommunalpolitik, Verwaltung und Verbände die Ausführungen ...<br />Foto: © Mara Sander

Interessiert verfolgen die Vertreter aus Landes- und Kommunalpolitik, Verwaltung und Verbände die Ausführungen ...
Foto: © Mara Sander

... gemeinsam geht es zur »Toilette für alle« im Erdgeschoss .. (1. Reihe v.l.n.r.): Bürgermeister Robert Hahn, LVKM-Geschäftsführerin Jutta Pagel-Steidl, Stadträtin Karin Villforth, Landtagsabgeordneter Thomas Poreski.<br />Foto: © Mara Sander

... gemeinsam geht es zur »Toilette für alle« im Erdgeschoss .. (1. Reihe v.l.n.r.): Bürgermeister Robert Hahn, LVKM-Geschäftsführerin Jutta Pagel-Steidl, Stadträtin Karin Villforth, Landtagsabgeordneter Thomas Poreski.
Foto: © Mara Sander

Rollstuhlnutzerin Helga Jansons öffnet mühelos mit dem Euro-Schlüssel die »Toilette für alle«. Die Schiebetür öffnet sich mit dem Schlüssel automatisch.<br />Foto: © Mara Sander

Rollstuhlnutzerin Helga Jansons öffnet mühelos mit dem Euro-Schlüssel die »Toilette für alle«. Die Schiebetür öffnet sich mit dem Schlüssel automatisch.
Foto: © Mara Sander

Die geräumige »Toilette für alle« bietet ausreichend Bewegungsfläche für Rollstuhlnutzer und Assistenten, damit bequem das Hebetuch angelegt werden kann.<br />Foto: © Mara Sander

Die geräumige »Toilette für alle« bietet ausreichend Bewegungsfläche für Rollstuhlnutzer und Assistenten, damit bequem das Hebetuch angelegt werden kann.
Foto: © Mara Sander

Per Knopfdruck geht es mühelos vom Rollstuhl in die Höhe ...<br />Foto: © Mara Sander

Per Knopfdruck geht es mühelos vom Rollstuhl in die Höhe ...
Foto: © Mara Sander

... und sicher runter auf die Pflegeliege ...<br />Foto: © Mara Sander

... und sicher runter auf die Pflegeliege ...
Foto: © Mara Sander

... und anschließend zurück in den Rollstuhl.<br />Foto: © Mara Sander

... und anschließend zurück in den Rollstuhl.
Foto: © Mara Sander

Sehr gut: per Tastendruck wird die Toilettentür geöffnet bzw. geschlossen. Und die Schalter sind mit einfachen Symbolen gekennzeichnet.<br />Foto: © Mara Sander

Sehr gut: per Tastendruck wird die Toilettentür geöffnet bzw. geschlossen. Und die Schalter sind mit einfachen Symbolen gekennzeichnet.
Foto: © Mara Sander

Sehr gut: das grüne Licht signalisiert, dass die »Toilette für alle« frei ist. Leider keine Selbstverständlichkeit ..<br />Foto: © Mara Sander

Sehr gut: das grüne Licht signalisiert, dass die »Toilette für alle« frei ist. Leider keine Selbstverständlichkeit ..
Foto: © Mara Sander

Vorbildlich und funktional: die »Toilette für alle« im Erdgeschoss des Rathauses Reutlingen.<br />Foto: © Mara Sander

Vorbildlich und funktional: die »Toilette für alle« im Erdgeschoss des Rathauses Reutlingen.
Foto: © Mara Sander

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