Toiletten für alle
»changing places«
Baden-Württemberg

Rainau-Buch, 22.10.2020. Seit vielen Jahren zieht es Menschen jeden Alters an das Erholungsgebiet Bucher Stausee Menschen, um dort Freizeit, Kultur, Natur, Spiel und Sport zu erleben und zu genießen. Nach der umfangreichen „Frischzellenkur“ gibt es nun auch eine „Toilette für alle“ in der neuen DLRG-Station am barrierefreien Badestrand.

„Barrierefrei, familienfreundlich und generationenübergreifend“

Barrierefreiheit und Inklusion wird im Erholungsgebiet Bucher Stausee seit vielen Jahren gelebt. Davon zeugen der Erlebnispfad für alle Sinne, ein Projekt der „Agenda 21“ des Ostalbkreises, oder auch die barrierefreie Vogelbeobachtungsplattform am Vorbecken Buch. „Mit der nun abgeschlossen umfangreichen Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen, einer umfangreichen Frischzellenkur, haben wir unserer Ziel, eine barrierefreie, familienfreundliche und generationenübergreifende Nutzung des Erholungsgebietes zu ermöglichen, erreicht,“ so Rainaus Bürgermeister Christoph Konle. „Rollstuhltoiletten gab es bereits. Doch jetzt konnten wir auch eine „Toilette für alle“ schaffen: direkt am neuen barrierefreien Badestrand und der neuen DLRG-Station.“ Die Anregung, eine „Toilette für alle“ zu schaffen, entstand durch die Presseartikel über die Eröffnung einer solchen Einrichtung im Landratsamt des Ostalbkreises sowie über die Vorstellung der 3-D-Modelle eines „WC4all“ durch Studierende der Hochschule Aalen. „Zuvor war uns gar nicht bewusst, dass eine Rollstuhltoilette allein nicht ausreicht, um allen eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen“,so Konle.

„Toilette für alle“ ermöglicht Teilhabe

„Überall dort, wo es keine „Toilette für alle“, also keinen „Ort zum Windelwechsel“ gebe, bleibt den Betroffenen nur, den Windelwechsel auf dem Fußboden einer öffentlichen Toilette, hinter einem Busch oder im Kofferraum des Autos vorzunehmen – oder gleich ganz zuhause zu bleiben“, erläuterte Jutta Pagel-Steidl, Geschäftsführerin des Landesverbandes für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg (LVKM). „Das ist menschenunwürdig.“ Immerhin leben schätzungsweise rund 380.000 Menschen in Baden-Württemberg, die inkontinent sind und daher Windeln tragen müssen. Dazu zählen Menschen mit angeborenen schweren und mehrfachen Behinderungen, Menschen mit Schädel-Hirn-Trauma, Menschen, die an Multipler Sklerose erkrankt sind, Menschen mit Querschnittlähmung sowie ältere Menschen, die schwer pflegebedürftig und/oder dement sind. Der LVKM berät und begleitet im Auftrag des Ministeriums für Soziales und Integration Baden-Württemberg interessierte Bauherren bei der Planung und Umsetzung. Um die Situation zu verbessern, bezuschusst das Land die Zusatzausstattung (Liege, Lifter, Windeleimer) einer „Toilette für alle“ mit 90 Prozent.

Die offizielle Freigabe der „Toilette für alle“ erfolgte coronabedingt ohne Gäste. Deshalb demonstrierte Pagel-Steidl gemeinsam mit ihrer Kollegin Nina Stockinger, wie einfach und rückenschonend der Transfer vom Rollstuhl auf die Liege und zurück mit Hilfe des Patientenlifters funktioniert. Dabei griff auch Bürgermeister Konle zur Fernbedienung und überzeugte sich selbst von der einfachen Handhabung.

INFO
Die rund 14 qm große Rollstuhl-Toilette an der neuen DLRG-Station am barrierefreien Badestrand ist zusätzlich ausgestattet mit einer höhenverstellbaren frei stehenden Pflegeliege für Erwachsene, einem Deckenlifter sowie einem luftdicht verschließbaren Windeleimer.
Sie ist mit einem Euro-Schlüssel im Sommerhalbjahr immer zugänglich (geschlossen im Winterhalbjahr vom 15. Oktober – 30. April).

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