Toiletten für alle
»changing places«
Baden-Württemberg

Freiburg, 19.09.2019. Strahlender Sonnenschein bot den passenden Rahmen für die Eröffnung der „Toilette für alle“ im Tier-Natur-Erlebnispark Mundenhof. Mit 38 Hektar ist der Mundenhof das größte Tiergehege im Land. Kein Wunder, dass jährlich rund 400.000 kleine und große Gäste unbeschwerte Stunden in dieser einzigartigen Freizeiteinrichtung verbringen.

Gleich mehrere Schulklassen des Korczak-Hauses Freiburg sind der Einladung gefolgt. Die Schülerinnen und Schüler, samt Lehrern, Eltern und weiteren Assistenzkräften war die Spannung vor dem großen Moment, der offiziellen Eröffnung der „Toilette für alle“ durch Freiburgs Umwelt- und Schulbürgermeisterin Gerda Stuchlik, anzusehen. Lange haben sie alle auf diesen Tag gewartet. Viel Zeit ist ins Land gegangen von der Planung bis zur Umsetzung. Egal, das waren die Sorgen von gestern. Jetzt war die Freude umso größer. „Super, jetzt können wir hier den ganzen Tag verbringen und nicht nur wenige Stunden“, waren sich alle Beteiligten einig. „Schön, dass wir jetzt alle gleichberechtigt unterwegs sein können“, so Physiotherapeutin Jutta Lang. „Für unsere Schüler ist das Vorhandensein einer Wickelmöglichkeit, also eine „Toilette für alle“ entscheidend, ob wir gehen oder nicht“, fasst Schulleiterin Cornelia Rüthlein zusammen.

„Inklusion ist nur möglich, wenn Menschen, die auf Windeln angewiesen sind, diese unterwegs auch menschenwürdig wechseln können“, machte Jutta Pagel-Steidl, Geschäftsführerin des Landesverbandes für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung (LVKM), deutlich. Ohne „Toilette für alle“ müsse der Windelwechsel entweder im Kofferraum oder auf der Rückbank eines Autos oder „hinter dem grünen Busch 7“ stattfinden, was menschunwürdig sei. Sie dankte der Stadt Freiburg für ihr vorbildliches Engagement. „Freiburg ist auf dem Weg zur „Toilettenhauptstadt“, meinte sie augenzwinkernd.

Über solches Lob freute sich nicht nur die zuständige Bürgermeisterin. „Wenn wir Inklusion wollen – und wir wollen sie -, dann brauchen wir an den wichtigen Standorten eine „Toilette für alle“. Wir haben sie inzwischen am Schauinsland, im historischen Rathaus und im Rathaus im Stühlinger und nun auch hier auf dem Mundenhof. Wir bauen sie nun auch bei der großen Gemeinschaftsschule, der Staudinger Gesamtschule, ein. Und auch im Neubau des Stadions für den SC Freiburg ist eine „Toilette für alle“ vorgesehen.“ Stuchlik freute sich, dass es gelungen ist, in der historischen Hofwirtschaft die in die Jahre gekommene WC-Anlage so zu modernisieren, dass nun zusätzlich zu den üblichen WCs auch eine „Toilette für alle“ und einen Baby-Wickelraum Platz findet. „Das ermöglicht allen, sich länger auf dem Mundenhof aufzuhalten.

„Selten, dass wir uns auf Ausflüge mit unseren Kindern Emma und Marius wagen, da ein Windelwechsel unterwegs normalerweise nicht möglich ist“, sagt deren Mutter Annette Birkenberger. „Künftig entfällt der ständige Blick auf die Uhr. Es wird für uns als Familie deutlich einfacher. Und wir können uns hier auch mit befreundeten Familien treffen, die keine Kinder im Rollstuhl haben.“

Die „Toilette für alle“ ist bereits die 45. Ihrer Art in Baden-Württemberg. „Ein Anfang ist gemacht, aber wir sind von einer flächendeckenden Versorgung noch weit entfernt. England ist da deutlich weiter. Dort gibt es bereits über 1.200 „changing places toilets“. Doch das spornt uns an“, so Pagel-Steidl. Bundesweit einmalig fördert das Sozial- und Integrationsministerium Baden-Württemberg die erforderliche Zusatzausstattung mit 90 Prozent.

INFO
Die „Toilette für alle“ in der WC-Anlage neben der Hofwirtschaft im Mundenhof ist über eine Rampe barrierefrei zugänglich. Die Rollstuhltoilette ist zusätzlich ausgestattet mit einer höhenverstellbaren Pflegeliege, einem Deckenlifter und einem luftdicht verschließbaren Windeleimer. Ein Hebetuch ist vorhanden. Der Raum ist mit Euro-Schlüssel zugänglich.

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