Hier finden Sie alle Pressemitteilungen rund um das Thema „Toiletten für alle in Baden-Württemberg“.

In Grabenstetten steht die erste „Toilette für alle“ auf der Schwäbischen Alb

Grabenstetten,05.07.2018. Barrierefrei Grabenstetten zu erkunden, ist seit vielen Jahren möglich – schließlich ist das Albdorf am Heidengraben bereits drei Mal als „barrierefreie Gemeinde“ ausgezeichnet worden. Rechtzeitig vor dem Kandelfest, einem der ältesten Straßenfeste in der Region Neckar-Alb, setzt die Gemeinde mit der Eröffnung der „Toilette für alle“ im Rathaus ein weiteres Zeichen für gelebte Teilhabe. Es ist landesweit die 35. „Toilette für alle“- und die erste auf der Schwäbischen Alb.

Eine echte Versorgungslücke“

„Eigentlich unglaublich, dass zwischen Ulm und Reutlingen eine solche Versorgungslücke besteht“, so Bürgermeister Roland Deh bei seiner Begrüßung. Bei der Preisverleihung „Barrierefreie Gemeinde 2017“ im November letzten Jahres in Stuttgart sei ihm bewusst geworden, dass es nicht ausreiche, eine „barrierefreie Gemeinde“ zu sein. „Es braucht viel mehr, damit Menschen mit Behinderungen am öffentlichen Leben teilhaben können. Dazu gehört auch eine „Toilette für alle“, also eine Rollstuhltoilette mit Pflegeliege und Patientenlifter ist für erwachsene Menschen, die inkontinent sind und Windeln tragen.“

Dem stimmen die extra aus Stuttgart angereisten Inklusionsbotschafter Peter Maier und Pierre Mayer uneingeschränkt zu. „Auch mit Einschränkungen möchten wir teilhaben können am öffentlichen Leben, an Veranstaltungen und Festen. Aber um unterwegs sein zu können, brauchen wir Wickelmöglichkeiten nicht nur für Kleinkinder. Darum bin ich heute hier, um allen klar zu machen, was eine „Toilette für alle“ für uns bedeutet, so Inklusionsbotschafter Peter Maier. „Es ist wichtig, dass man so weiter macht und noch mehr solche Orte zum Windelwechsel entstehen.“ „Die Standorte sollten flächendeckend sein“, bestätigt auch Monika Tresp, Referentin der Fachstelle Inklusion beim Gemeindetag Baden-Württemberg.

„Wenn ein solcher Ort zum Windelwechsel fehlt, bleibt nur der Windelwechsel auf dem Fußboden einer öffentlichen Toilette, auf der Rückbank des Autos, auf dem Fußboden zwischen parkenden Autos oder auf einer Wiese. Das ist einfach entwürdigend“, erläutert Jutta Pagel-Steidl, Geschäftsführerin des Landesverbandes für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg (LVKM).“Mit vollen Hosen kann man nicht teilhaben. Viele Betroffene blieben lieber daheim, so Pagel-Steidl. „Mit dem Keltenmuseum, den Wanderwegen, dem Heidengraben und dem Kandelfest ist Grabenstetten ein attraktives Ausflugsziel für alle Generationen – und ab sofort auch im Online-Wegweiser www.toiletten-fuer-alle-bw.de als Standort markiert.“

Passgenaue Lösungen statt „Schema F“

Im Auftrag des Ministeriums für Soziales und Integration wirbt der Landesverband für die Schaffung von „Toiletten für alle“ und berät potenzielle Bauherren. „Wir schauen uns die örtlichen Gegebenheiten genau an, um passgenaue Lösungen zu finden. Es gibt kein „Schema F“. Um ausreichend Bewegungsfläche zu haben, brauchen wir einen Raum mit einer Grundfläche von mindestens 7 qm. Es ist eben auch ein Unterschied, ob man eine bereits vorhandene Rollstuhltoilette erweitert oder ob man komplett neu baut. Auch die zu erwartende Nutzerfrequenz fließt in die Entscheidung ein“, erläutert Pagel-Steidl. „Im Rathaus bot sich die vorhandene Rollstuhltoilette an.“ Rund 4.000 Euro hat die Gemeinde für die höhenverstellbare Pflegeliege, einen mobilen Patientenlifter und dem luftdicht verschließbaren Windeleimer investiert. Dafür erhielt die Gemeinde vom Land einen Zuschuss von 90 Prozent. Für den Eigenanteil der Gemeinde hat sich ein nicht genannter Sponsor gefunden, berichtete Bürgermeister Roland Deh.

Jede Gemeinde sollte eine „Toilette für alle“ haben!

Doch wie funktioniert denn nun eine „Toilette für alle“? Diese Frage stand den Gästen bei der Eröffnung förmlich im Gesicht geschrieben. Inklusionsbotschafter Pierre Mayer stellte sich als Testperson zur Verfügung und ließ sich „liften“. „Mich kann man nicht einfach so aus dem Rollstuhl heben – im Unterschied zu einem Kind oder einem Jugendlichen. Schon allein vom Gewicht her, geht das bei der Assistenzperson ganz schön ins Kreuz“, so Mayer. „Ohne Patientenlifter geht bei einem Erwachsenen gar nichts.“ Und dass ein Baby-Wickeltisch nicht ausreicht, wurde den Anwesenden schnell klar. „In jeder Gemeinde sollte eine „Toilette für alle“ vorhanden sein, sonst kann ein erwachsener Mensch mit Behinderung unterwegs nicht gewickelt werden“, so Mayer. „Sonst können wir keinen Einkaufsbummel machen, bei keinem Straßenfest mitfeiern oder in den Urlaub fahren.“

INFO
Die „Toilette für alle“ im Rathaus Grabenstetten ist während der Öffnungszeiten des Rathauses sowie nach Vereinbarung zugänglich. Die Rollstuhltoilette ist zusätzlich ausgestattet mit einer höhenverstellbaren Pflegeliege, einem mobilen Patientenlifter und einem luftdicht verschließbaren Windeleimer.


Kleine Gemeinde ganz groß - und daher ein echter Grund, sich zu freuen! V.l.n.r.: Inklusionsbotschafter Peter Maier und Pierre Mayer aus Stuttgart, Monika Tresp (Gemeindetag BW), LVKM-Geschäftsführerin Jutta Pagel-Steidl, Susanne Blum (Inklusionskonferenz Reutlingen), Bürgermeister Roland Deh und Gemeinderat Fritz Holder.<br />Foto: © Mara Sander

Kleine Gemeinde ganz groß - und daher ein echter Grund, sich zu freuen! V.l.n.r.: Inklusionsbotschafter Peter Maier und Pierre Mayer aus Stuttgart, Monika Tresp (Gemeindetag BW), LVKM-Geschäftsführerin Jutta Pagel-Steidl, Susanne Blum (Inklusionskonferenz Reutlingen), Bürgermeister Roland Deh und Gemeinderat Fritz Holder.
Foto: © Mara Sander

Inklusion muss schmecken. Vegane Stempelkekse mit dem Motiv »Toilette für alle« gehören zu der Feierstunde einfach dazu.<br />Foto: © Mara Sander

Inklusion muss schmecken. Vegane Stempelkekse mit dem Motiv »Toilette für alle« gehören zu der Feierstunde einfach dazu.
Foto: © Mara Sander

... und auch ein aufkommender Gewitterregen kann die Freude über eine neue »Toilette für alle« nicht schmälern ...<br />Foto: © Mara Sander

... und auch ein aufkommender Gewitterregen kann die Freude über eine neue »Toilette für alle« nicht schmälern ...
Foto: © Mara Sander

So ein dichtes Gedränge gibt es auf dem Rathausflur selten, aber bei einem solch historischen Moment wie der Eröffnung einer »Toilette für alle« ist das Interesse, dabei zu sein, einfach groß.<br />Foto: © Mara Sander

So ein dichtes Gedränge gibt es auf dem Rathausflur selten, aber bei einem solch historischen Moment wie der Eröffnung einer »Toilette für alle« ist das Interesse, dabei zu sein, einfach groß.
Foto: © Mara Sander

Inklusionsbotschafter Pierre Mayer hat sein Liftertuch immer dabei. Er lässt sich vor den Gästen „liften“.<br />Foto: © Mara Sander

Inklusionsbotschafter Pierre Mayer hat sein Liftertuch immer dabei. Er lässt sich vor den Gästen „liften“.
Foto: © Mara Sander

Ein prüfender Blick, ob alles passt?<br />Foto: © Mara Sander

Ein prüfender Blick, ob alles passt?
Foto: © Mara Sander

... und schon geht es per Knopfdruck aus dem Rollstuhl in die Höhe ...<br />Foto: © Mara Sander

... und schon geht es per Knopfdruck aus dem Rollstuhl in die Höhe ...
Foto: © Mara Sander

... und mit dem mobilen Patientenlifter hinein in die »Toilette für alle« ...<br />Foto: © Mara Sander

... und mit dem mobilen Patientenlifter hinein in die »Toilette für alle« ...
Foto: © Mara Sander

... geschafft! Strahlende Gesichter bei Inklusionsbotschafter Pierre Mayer und Assistentin Georgis Pachot.<br />Foto: © Mara Sander

... geschafft! Strahlende Gesichter bei Inklusionsbotschafter Pierre Mayer und Assistentin Georgis Pachot.
Foto: © Mara Sander

... und wieder wohlbehalten zurück von der Liege in den Rollstuhl. Die »Toilette für alle« im Rathaus Grabenstetten hat die Feuertaufe bestanden.<br />Foto: © Mara Sander

... und wieder wohlbehalten zurück von der Liege in den Rollstuhl. Die »Toilette für alle« im Rathaus Grabenstetten hat die Feuertaufe bestanden.
Foto: © Mara Sander

Im Anschluss gibt es noch Zeit für ein Gespräch über die Umsetzung von Inklusion in der Gemeinde: Bürgermeister Roland Deh und Inklusionsbotschafter Pierre Mayer aus Stuttgart tauschen sich aus.

Im Anschluss gibt es noch Zeit für ein Gespräch über die Umsetzung von Inklusion in der Gemeinde: Bürgermeister Roland Deh und Inklusionsbotschafter Pierre Mayer aus Stuttgart tauschen sich aus.

Und so sieht die »Toilette für alle« im Rathaus Grabenstetten aus. Die Rollstuhltoilette ist zusätzlich ausgestattet mit einer höhenverstellbaren Pflegeliege, einem mobilen Patientenlifter und einem luftdicht verschließbaren Windeleimer.

Und so sieht die »Toilette für alle« im Rathaus Grabenstetten aus. Die Rollstuhltoilette ist zusätzlich ausgestattet mit einer höhenverstellbaren Pflegeliege, einem mobilen Patientenlifter und einem luftdicht verschließbaren Windeleimer.

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