Toiletten für alle
»changing places«
Baden-Württemberg

Bad Dürrheim, 11.04.2024 – Mitten in der Stadt wurde ein zukunftsweisendes Projekt mit enormen Mehrwert für alle umgesetzt. Stadtbücherei und das Mehrgenerationenhaus des Vereins „Generationentreff LEBENSWert“ sind nun unter einem Dach im Neubau „Treff am Park“ – ebenso eine „Toilette für alle“. Es ist die erste im Schwarzwald-Baar-Kreis.

Begegnungs- und Bildungsort für alle
Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten stand selbstverständlich das neue Haus in der Hofstraße 1 mit seinen sozialen und kulturellen Aspekten. „Es war einmal …“ Die Entstehungsgeschichte verpackte Bürgermeister Jonathan Berggötz in einem Märchen und nahm die rund 80 Gäste mit auf eine Gedankenreise. Dabei lobte er das übergroße ehrenamtliche Engagement der Beteiligten. Er dankte allen Beteiligten und ermutigte sie, weiterhin „gemeinsam die Gesellschaft ein Stück besser zu machen.“ Entstanden sei ein attraktiver Begegnungs- und Bildungsort für alle.

Ministerialrat Martin Ruoff, der in Vertretung von Sozialminister Manfred Lucha zur Eröffnung kam, verwies auf die Landesstrategie „Quartier 2030 – Gemeinsam. Gestalten“. Der neu entstandene „Treff am Park“ sei ein Leuchtturmprojekt und beispielgebend für Selbstbestimmung und Barrierefreiheit. Auch Landrat Sven Hinterseh bescheinigte dem Projekt, dass „sehr viel richtig gemacht wurde“.

„Toilette für alle“ ermöglicht allen die Teilhabe“
Das sieht auch Jutta Pagel-Steidl, Geschäftsführerin des Landesverbandes für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung, so. Im Auftrag des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration begleitet der Landesverband von der Planung bis zur Umsetzung alle, die eine „Toilette für alle“ schaffen wollen. Sie erklärte den „etwas sperrigen Begriff“. Die Idee selbst stamme aus England und heiße dort „changing place toilets“ („Orte zum Wechseln“). Dabei gehe es um einen menschenwürdigen Ort zum Wechseln von Inkontinenzartikeln wie beispielsweise Windeln. Man benötige daher eine besonders große barrierefreie Rollstuhltoilette, die zusätzlich mit einer höhenverstellbaren Pflegeliege für Erwachsene, einem Patientenlifter für den Transfer vom Rollstuhl auf die Liege und zurück sowie einem luftdichten Windeleimer ausgestattet sei. Im Falle des „Treff am Park“ sei die barrierefreie Toilette etwa 8,5 qm groß, so dass hier Platz für die erforderliche Zusatzausstattung vorhanden sei. Diese wurde vom Land mit 90 Prozent Zuschuss gefördert, insgesamt etwa 12.000 Euro. Angewiesen auf ein solches Serviceangebot seien nicht nur Menschen mit komplexen Behinderungen, die diese von Geburt an haben wie beispielsweise die Schülerinnen und Schüler der Christy-Brown-Schule in Villingen-Schwenningen. Es profitieren auch Menschen, die aufgrund ihres hohen Alters inkontinent sind oder aufgrund von Erkrankungen einen künstlichen Darmausgang haben. „Ohne dieses Serviceangebot können diese Menschen nicht teilhaben“, denn: „wenn eine „Toilette für alle“ fehlt, bleiben die Menschen zuhause oder sie müssen die Windeln auf dem Fußboden einer öffentlichen Toilette, hinter einem Busch auf der Wiese oder im Kofferraum des Autos wechseln.“ Beeindruckt zeigten sich die Gäste bei der anschließenden Vorführung der Funktionsweise. Inklusionsbotschafter Patrick Thurn reiste extra aus Stuttgart an, um sich „liften“ zu lassen. Landtagsabgeordnete Martina Braun schaute interessiert zu und meinte, dass ihr das vorher gar nicht bewusst war und man wirklich überall ein solches Serviceangebot brauche. Wie sagte Pagel-Steidl zuvor etwas salopp? „Mit vollen Hosen kann man nicht teilhaben.“

INFO
Die 8,5 qm große Rollstuhl-Toilette im „Treff am Park“ ist zusätzlich ausgestattet mit einer frei stehenden höhenverstellbaren Pflegeliege für Erwachsene, einem Deckenlifter und einem luftdicht verschließbaren Windeleimer. Die Toilette ist während der Öffnungszeiten zugänglich.

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