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„Toilette für alle“ in Bad Wurzach im Beisein von Minister Lucha eröffnet

Bad Wurzach, 17.01.2020. Seit kurzem gibt es in der Bad Wurzach Info / Naturschutzzentrum Wurzacher Ried eine „Toilette für alle“. Es ist die erste im Landkreis Ravensburg und landesweit die 53. Einrichtung dieser Art. Für Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha war es eine Ehrensache, bei der offiziellen Eröffnung dabei zu sein. Rund 11.200 Euro steuerte das Land zur Finanzierung dieser besonderen Toilette bei.

„Bad Wurzach übernimmt Vorbildfunktion“

„Eine „Toilette für alle“ ist eine wichtige Einrichtung“, so der stellvertretende Bürgermeister Klaus Schütt in seiner Begrüßung. „Wenn man selbst in der Situation ist als Betroffener, ist man unheimlich dankbar über solche Einrichtungen“. Daran konnte Minister Manne Lucha in seiner Ansprache nahtlos anknüpfen. „Wir dürfen die Menschen nicht vergessen, die es sowieso schwer im normalen Alltag haben. Ich freue mich, dass künftig auch Menschen mit schweren Behinderungen bedenkenlos die beeindruckende Naturlandschaft und die Ausstellungen im Naturschutzzentrum erleben können.“ An Bad Wurzach gefalle ihm besonders der „Dreiklang“ aus Ökologie mit Naturschutzzentrum und europadiplomiertem Ried, Gesellschaft und Sozialem. Damit übernehme die Stadt Bad Wurzach eine Vorbildfunktion für den gesamten Landkreis Ravensburg und darüberhinaus. Minister Lucha würdigte bei der Eröffnung auch das besondere Engagement von Jutta Pagel-Steidl, Geschäftsführerin des Landesverbandes für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung, für „ihre konsequente „Beharrlichkeit“, mit der sie das Projekt „Toilette für alle“ voranbringe. Der Landesverband sei ein guter Partner für Betroffene und Institutionen.

„Was ist eine „Toilette für alle“?

Was ist eine „Toilette für alle“? Jutta Pagel-Steidl übernahm die Aufgabe, dies zu erklären. Die Idee komme aus England und heiße dort „changing places“. Eine „Toilette für alle“ sei eine besonders große Rollstuhltoilette, die zusätzlich mit einer höhenverstellbaren Pflegeliege für Erwachsene, einem Patientenlifter für den Transfer vom Rollstuhl auf die Liege und zurück sowie einem luftdicht verschließbaren Windeleimer ausgestattet sei. Ideal wäre eine Fläche von rund 12 qm also „die Größe eines Kinderzimmers“. „Die Mindestgröße liegt aber bei etwa 7 qm. Pagel-Steidl betonte, dass bei bestehenden Bauten nicht immer die völlig idealen Voraussetzungen gegeben seien, „aber wo ein Wille ist, ist bekanntlich auch ein Weg, und wir suchen dann praktikable Lösungen.“ Auf einen Nenner gebracht, könne man sagen: eine „Toilette für alle“ brauche man überall dort, wo man länger als fünf Minuten unterwegs ist, denn „mit einer vollen Windel kann man nicht teilhaben“. Wo eine „Toilette für alle“ fehle, finde der Windelwechsel auf dem Fußboden einer öffentlichen Toilette, „auf der grünen Wiese“ oder auf der Rückbank des Autos statt. „Das ist menschenunwürdig“, so Minister Lucha und Pagel-Steidl unisono.

Pagel-Steidl dankte Minister Lucha, denn Baden-Württemberg sei das einzige Bundesland, das „Toiletten für alle“ finanziell fördere. „Das ist ein gewichtiges Argument im Gespräch mit potenziellen Bauherren, denn 90 Prozent Förderung für die erforderliche Zusatzausstattung ist nicht alltäglich.“

Wichtig für eine Förderung ist, dass die Toiletten möglichst in öffentlich zugänglichen und zentralen Gebäuden liegen, die viele Menschen besuchen. Zu den Betroffenen zählen vor allem Menschen mit angeborenen schweren und mehrfachen Behinderungen, Menschen mit Schädel-Hirn-Trauma, Menschen, die an Multipler Sklerose erkrankt sind, Menschen mit Querschnittlähmung sowie ältere Menschen, die schwer pflegebedürftig und/oder dement sind. Angesichts der steigenden Zahl der hochbetagten Menschen kann davon ausgegangen werden, dass die Zahl der Betroffenen künftig weiter zunimmt.

Gemeinsam mit Minister Lucha und „Modell“ Corinna Mader, Beraterin in der Ergänzenden Unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB) Weingarten und Vorstandsmitglied im Verein „Hilfe für Körper-und Mehrfachbehinderte Weingarten“, zeigte Pagel-Steidl den Gästen der Eröffnungsfeier, wie einfach die „Toilette für alle“ zu handhaben ist. „Per Knopfdruck“ schwebte Corinna Mader von ihrem Rollstuhl auf die Liege und zurück. Ihr Fazit nach „erfolgreicher Landung“: „sehr sicher, sehr bequem, es drückt nichts, sehr angenehm."

INFO
Die Rollstuhl-Toilette befindet sich in der Bad Wurzach INFO / Naturschutzzentrum Wurzacher Ried, Rosengarten 1. Sie ist zusätzlich ausgestattet mit einer höhenverstellbaren Wandklappliege, einem Wandlifter sowie einem luftdicht verschließbaren Windeleimer. Ein Hebetuch (Gurt) ist vorhanden.

Die Toilette ist mit Euro-Schlüssel während der Öffnungszeiten zugänglich.


Taktile Blindenleitlinien weisen den Weg zur Bad Wurzach Info / Naturschutzzentrum Wurzacher Ried mit der Dauerausstellung „Moor extrem“ im Rosengarten

Taktile Blindenleitlinien weisen den Weg zur Bad Wurzach Info / Naturschutzzentrum Wurzacher Ried mit der Dauerausstellung „Moor extrem“ im Rosengarten

Bad Wurzachs stellvertretender Bürgermeister Klaus Schütt (ganz rechts) begrüßt die Gäste bei der Eröffnung der »Toilette für alle«<br />Foto: © Mara Sander

Bad Wurzachs stellvertretender Bürgermeister Klaus Schütt (ganz rechts) begrüßt die Gäste bei der Eröffnung der »Toilette für alle«
Foto: © Mara Sander

Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha (MdL) bei seiner Ansprache<br />Foto: © Mara Sander

Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha (MdL) bei seiner Ansprache
Foto: © Mara Sander

„Daumen hoch“ für die gelungene Umsetzung der »Toilette für alle« - v.l.n.r.: Jutta Pagel-Steidl, Corinna Mader und Minister Manne Lucha<br />Foto: © Mara Sander

„Daumen hoch“ für die gelungene Umsetzung der »Toilette für alle« - v.l.n.r.: Jutta Pagel-Steidl, Corinna Mader und Minister Manne Lucha
Foto: © Mara Sander

Ein Besuch lohnt der Erlebnisausstellung Moor Extrem im Naturschutzzentrum lohnt sich immer. Corinna Mader ist beeindruckt von der vielgestaltigen Ausstellung.

Ein Besuch lohnt der Erlebnisausstellung Moor Extrem im Naturschutzzentrum lohnt sich immer. Corinna Mader ist beeindruckt von der vielgestaltigen Ausstellung.

Die »Toilette für alle« ist ausgestattet mit einer höhenverstellbaren Wandklappliege, Wandlifter und luftdicht verschließbarem Windeleimer. Ein Hebetuch ist vorhanden.<br />Foto: © Mara Sander

Die »Toilette für alle« ist ausgestattet mit einer höhenverstellbaren Wandklappliege, Wandlifter und luftdicht verschließbarem Windeleimer. Ein Hebetuch ist vorhanden.
Foto: © Mara Sander

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