Toiletten für alle
»changing places«
Baden-Württemberg

Rheinstetten, 11.12.2025 – Der Weihnachtsbaum vor dem Bürger- und Kulturhaus am Marktplatz steht, auch wenn in und um die Gebäude noch überall gewerkelt wird. Im September wurde das Bürger- und Kulturhaus als „Ort, an dem Menschen zusammenkommen, Ideen entstehen und unsere Stadt weiter wächst“ eröffnet. Mit der Eröffnung der landesweiten Nr. 111 einer „Toilette für alle“ erfüllt sich die Stadt ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk.

„Die Zahl 111 ist eine Schnapszahl und verleiht einem ernsten Anliegen doch eine gewisse Leichtigkeit“, so Oberbürgermeister Sebastian Schrempp und räumte ein, dass er mit dem Begriff „Toilette für alle“ wenig anfangen konnte. Menschen, die inkontinent sind, brauchen unterwegs einen Ort, um in Würde Inkontinenzartikel wechseln zu können. Doch darüber sprechen nur wenige, weil es ein Tabu sein. Daher habe er gerne die Idee einer „Toilette für alle“ in Rheinstetten unterstützt, um den Missstand zu beseitigen. Die Entscheidung für eine „Toilette für alle“ wurde erleichtert durch die Tatsache, dass das Land die erforderliche Zusatzausstattung fördere, denn es sei auch ein finanzieller Mehraufwand gegenüber einer einfachen barrierefreien Toilette.

Seit zehn Jahren fördere das Land Baden-Württemberg als einziges Bundesland freiwillig die erforderliche Zusatzausstattung – höhenverstellbare Pflegeliege für Erwachsene, Patientenlifter für den Transfer vom Rollstuhl auf die Liege und zurück sowie luftdichten Windeleimer – mit 90 Prozent Zuschuss, maximal 12.000 Euro, berichtete Jutta Pagel-Steidl, Geschäftsführerin des Landesverbandes für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg. Der Selbsthilfeverband berät im Auftrag des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration von der Planung bis zur Umsetzung. Das Land habe die Stadt Rheinstetten mit 12.000 Euro gefördert. Ein solches Serviceangebot sei ein wichtiger Baustein für Inklusion vor Ort. „Nachdem es seit vielen Jahren bei der Messe bereits ein solches Serviceangebot gibt, ist es ein richtiger Schritt, nun auch an an zentraler Stelle in der Neuen Stadtmitte eine „Toilette für alle“ zu haben – und nur wenige Meter von der barrierefreien Bahnhaltestelle „Rösselsbrünnle“ entfernt. „Wir schätzen, dass rund 380.000 Menschen in Baden-Württemberg aufgrund von Alter, Krankheit oder Behinderung inkontinent sind. Doch nur wenige sprechen darüber, weil es für viele noch immer ein Tabu ist“, so Pagel-Steidl.

„Rheinstetten soll eine Stadt für alle sein. Alle fühlen sich wohl und haben die gleichen Möglichkeiten“, beschreibt der kommunale Beirat für Menschen mit Behinderungen sein Ziel auf der Homepage der Stadt. Deshalb setzte sich auch der Beirat für eine „Toilette für alle“ ein. Und die Vertreter des Stadtseniorenrates freuen sich außerdem darauf, dass die neue Toilette zugleich eine weitere „nette Toilette“ ist.

INFO
Die rund 13 qm große Rollstuhl-Toilette im Erdgeschoss des Bürger- und Kulturhauses (Marktplatz 1) ist zusätzlich ausgestattet mit einer höhenverstellbaren frei stehenden Pflegeliege für Erwachsene, einem Deckenlifter (Hebetuch vorhanden) sowie einem luftdicht verschließbaren Windeleimer. Die „Toilette für alle“ ist während den Öffnungszeiten des Bürgerbüros bzw. der Stadtbibliothek zugänglich sowie bei Veranstaltungen. Ob der Zugang über den Nebeneingang auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich sein wird, wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden.

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