Toiletten für alle
»changing places«
Baden-Württemberg

Freiburg, 12.03.2020 - Die Stadt Freiburg setzt Zeichen in Sachen Inklusion im Alltag. Inzwischen konnte bereits die sechste „Toilette für alle“ in städtischer Verantwortung eröffnet werden: in der Stadtbibliothek Freiburg mitten am Münsterplatz.

Die Stadtbibliothek ist offen für alle. Eine Rampe führt vom Münsterplatz zur sich zur automatisch öffnenden Eingangstür und ein großer Aufzug im Inneren sichert für die barrierefreie Zugänglichkeit aller Stockwerke. Rund 1200 Besucher kommen täglich zu uns ins Haus“, so die Leiterin der Stadtbibliothek, Dr. Elisabeth Willnat. „Wir haben allen Generationen nicht nur Bücher, Zeitschriften, Spiele, Noten oder CDs zu bieten. Gerne angenommen werden auch die öffentlichen Internetzugänge, an denen unsere IT-Scouts personelle Unterstützung anbieten.“

Bei der Eröffnung ging Freiburgs Erster Bürgermeister Ulrich von Kirchbach auf den Aktionsplan Inklusion ein, der Schritt für Schritt umgesetzt werde. „Die Stadtbibliothek mitten am Münsterplatz steht allen offen. Es ist ein idealer Standort für eine „Toilette für alle“. Es ist uns ein großes Anliegen, dass Menschen, die auf Windeln angewiesen sind, einen Ort in der Stadt finden, an denen diese menschenwürdig gewechselt werden können.“ Willkommen seien auch alle, die den Münstermarkt besuchen oder das Münster besichtigen. Von Kirchbach dankte dem Landesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung für die „tolle Beratung und Begleitung“ bei der Schaffung der „Toilette für alle“.

Carolin Paul, Vorstandsmitglied des Korczak-Hauses Freiburg, schildert als betroffene Mutter, welche Probleme die Familien im Alltag haben. „Wenn Ausflüge anstehen, entscheiden wir uns für einen unwürdigen Platz für den Windelwechsel, an dem die Intimsphäre unserer Kinder nicht gegeben ist. Oder wir limitieren den Ausflug zeitlich bis zum nächsten Windelwechsel. Eine „Toilette für alle“ erhöht für uns das Maß an Freiheit, unbegrenzt unterwegs zu sein wie alle anderen auch.“

„Es ist bundesweit die erste „Toilette für alle“ in einer Stadtbibliothek“, betonte Jutta Pagel-Steidl, Geschäftsführerin des Landesverbandes für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung. „Dies zeigt, dass in der Freiburger Stadtbibliothek wirklich alle willkommen sind.“ Die Idee komme aus England und heiße dort „changing places“, also „Orte zum Wechseln“. Darunter verstehe man eine Rollstuhl-Toilette, die zusätzlich mit einer höhenverstellbaren Pflegeliege für Erwachsene, einen Lifter für den Transfer vom Rollstuhl auf die Liege und zurück sowie einem luftdicht verschließbaren Windeleimer ausgestattet sei. „Und natürlich muss der Raum groß genug sein, um ausreichend Bewegungsfläche für Rollstuhl und Assistenz zu haben.“ Ideale Bedingungen biete die „Toilette für alle“ in der Stadtbibliothek mit ihrer Größe von rund 11 qm.

Unter den aufmerksamen Blicken der Gäste und der Vertreter von Hörfunk und Fernsehen zeigten von Kirchbach und Pagel-Steidl gemeinsam das Besondere der „Toilette für alle“. Christoph Kaiser hatte sich dazu als „Model“ zur Verfügung gestellt. Routiniert legte Pagel-Steidl das Hebetuch an, bevor von Kirchbach „per Knopfdruck“ Kaiser aus dem Rollstuhl hob. Mit vereinten Kräften schoben sie Kaiser zur Liege und ließen ihn „per Knopfdruck“ auf die Liege.

INFO
Die Rollstuhltoilette befindet sich im 1. Obergeschoss der Stadtbibliothek. Sie ist zusätzlich ausgestattet mit einer höhenverstellbaren Wandklappliege, einem Deckenlifter und einem luftdicht verschließbaren Windeleimer. Ein Hebetuch ist vorhanden. Die Toilette ist mit einem Euro-Schlüssel zugänglich.

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