Toiletten für alle
»changing places«
Baden-Württemberg

Göppingen, 16.11.2022 – Endlich gibt es auch in der Hohenstaufenstadt Göppingen eine „Toilette für alle“. Sie ist zentral und verkehrsgünstig zwischen Bahnhof und Zentraler Omnibusbahnhof (ZOB) gelegen. „Einfach top“, so lautet das Urteil der anwesenden Vertreter des Kreisbehindertenrings über das längst überfällige Serviceangebot in der größten Stadt im Landkreis Göppingen. Es ist – neben der „Toilette für alle“ in der Begegnungsstätte des Kreisvereins Leben mit Behinderung in Süßen – der zweite Standort im Landkreis.

„Menschen mit Behinderungen sollen am öffentlichen Leben teilhaben.“

„Für die Stadt Göppingen ist das Angebot an öffentlichen Behindertentoiletten von großer Bedeutung“, stellte Baubürgermeisterin Eva Noller bei der offiziellen Eröffnung der „Toilette für alle“ fest. „Wir sind eine inklusive Gesellschaft und wollen, dass Menschen mit Behinderungen wie alle anderen auch am öffentlichen Leben teilhaben können.“ Es gebe in Göppingen „nette Toiletten“ in Gaststätten und im Handel, die auch von Passanten genutzt werden können. Das reiche aber nicht, da es oft an der umfassenden Barrierefreiheit scheitere. Insbesondere Menschen mit komplexen Behinderungen brauchen mehr als eine normale Behindertentoilette, um unterwegs Inkontinenzartikel zu wechseln.Ein solche Möglichkeit gebe es nun in der neuen „Toilette für alle“. „Sie ist das letzte Räumchen im Gebäude Teamviewer und von außen rund um die Uhr mit dem Euro-Schlüssel zugänglich. Damit ermöglichen wir allen, schöne Stunden bei der Göppinger Waldweihnacht in der Innenstadt zu verbringen.“ Noller dankte der Firma Teamviewer für die Unterstützung sowie dem Land Baden-Württemberg für die finanzielle Förderung von rund 9.300 Euro für die erforderliche Zusatzausstattung der „Toilette für alle“.

„Auf diesen Moment haben wir lange gewartet.“

„Ehrenamt macht glücklich.“ Dieser Satz stand auf einem wartenden Bus in Sichtweite der Gäste der kleinen Eröffnungsfeier. Glücklich mache aber auch die lang ersehnte Eröffnung der „Toilette für alle“. Im Auftrag des Landessozialministeriums begleitet der Landesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung (LVKM) das Projekt von Anfang an. LVKM-Geschäftsführerin Jutta Pagel-Steidl erläuterte die Besonderheiten einer „Toilette für alle“. Diese biete ausreichend Bewegungsfläche für Menschen im Rollstuhl und deren Assistenz. Zudem gebe es eine höhenverstellbare Pflegeliege für Erwachsene, einen Patientenlifter für den Transfer vom Rollstuhl auf die Liege und zurück sowie einen luftdichten Windeleimer. „Überall dort, wo es kein solches Serviceangebot gibt, müssen die Windeln auf dem Fußboden einer öffentlichen Toilette gewechselt werden, im Kofferraum oder der Rückbank des Autos oder hinter einem Busch. Das ist unwürdig.“ Es gebe es rund 380.000 Menschen allein in Baden-Württemberg, die unterwegs auf einen Ort zum Wechseln ihrer Inkontinenzartikel angewiesen seien. „In Von der Idee bis zur Umsetzung mussten immer wieder unvorhergesehene Hindernisse überwunden werden“, so Pagel-Steidl weiter. Ein besonderer Dank gelte der im Sommer verstorbenen Kreisbehindertenbeauftragte Claudia Oswald-Timmler, die oft vor Ort war, „damit wir gemeinsam mit der Stadt Göppingen gute Lösungen finden konnten.“ Dass sich der Einsatz gelohnt habe, davon konnten sich die Anwesenden überzeugen.

„Einfach top.“

Einer derjenigen, der schon lange auf die Eröffnung gewartet hatte, ist Reinhard Grams. Grams engagiert sich im Stadtbehindertenring Geislingen (SteiGLe) und im Kreisbehindertenring Göppingen für eine umfassende Barrierefreiheit. Ihm fiel daher die Aufgabe zu, mit dem Euro-Schlüssel den Weg frei zu geben. Interessiert folgten ihm die Gäste. Jutta Pagel-Steidl hatte extra ein Hebetuch und einen Hocker mitgebracht, um sich für Demonstrationszwecke „liften“ zu lassen. Was bei der Generalprobe reibungslos klappte, funktionierte es bei der Eröffnung nicht auf Anhieb und sorgte für viel Gelächter. Doch auch dieses Problem konnte rasch gelöst werden. Und falls es doch mal im „Echtbetrieb“ zu einer Notfallsituation komme, kann Hilfe angefordert werden. Der Notruf ist verbunden mit einem Wachdienst, der innerhalb von kürzester Zeit zu Hilfe eilen kann. „Für viele unsere Mitgliedsfamilien ist eine „Toilette für alle“ wichtig, um unbeschwert unterwegs sein zu können“, so Christine Würz vom Kreisverein Leben mit Behinderung Göppingen. „Einfach top“ finden Grams und Würz.

INFO
Die rund 11 qm große Rollstuhl-Toilette am Gebäude Teamviewer ist zusätzlich ausgestattet mit einer höhenverstellbaren Pflegeliege für Erwachsene, einem selbstfahrenden Deckenlifter und einen luftdicht verschließbaren Windeleimer. Eine Hebetuch muss mitgebracht werden. Die Toilette ist rund um die Uhr mit dem Euro-Schlüssel zugänglich.

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