Toiletten für alle
»changing places«
Baden-Württemberg

Münsingen, 05.09.2019 – Rechtzeitig zur diesjährigen Freibadsaison wurde das umfangreich sanierte Terrassenfreibad Münsingen wiedereröffnet. Großen Wert legten die Verantwortlichen auf eine umfassende Barrierefreiheit, um ein „Freibad für alle“ zu schaffen. Deshalb war klar, dass das neue Freibad auch eine „Toilette für alle“ erhält. Es ist die landesweit erste „Toilette für alle“ in einem Freibad.

Ziel der umfangrangreichen Sanierung war es, ein Bad zu schaffen, das Begegnungs-, Erholungs-, und Sportstätte ist. Jetzt locken ein Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken, Wasserspielplatz, Breitwellenrutsche und weitere Attraktionen kleine und große Badegäste mit und ohne Behinderung.Ein mobiler Schwimmbadlifter ermöglicht den barrierefreien Einstieg. „Das ist leider noch immer keine Selbstverständlichkeit“, so Jutta Pagel-Steidl, Geschäftsführerin des Landesverbandes für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg. „Ganz barrierefrei zu sein, wird uns nicht gelingen, aber wir haben soweit möglich Stolperfallen beseitigt“, so Münsingens Bürgermeister Mike Münzing zur topografischen Lage des idyllisch gelegenen Freibads in dem hügeligem Gelände. Der „Arbeitskreis Inklusion“ unter der Federführung der kommunalen Inklusionsbeauftragten Rebecca Hummel brachte Ideen für die barrierefreie Gestaltung ein. Die Eingangstüren öffnen sich automatisch, an der Kasse gibt es einen unterfahrbare Theke, für Rollstuhlfahrer besonders geeignete abschließbare Spinde, Umkleidekabinen und Toiletten und Duschen sowie einen gut erreichbaren Föhn zum Haare trocknen. Für die Stadt als Betreiber des Freibades war daher klar, dass eine „Toilette für alle“ einfach dazugehört. „Es geht darum, dass Familien mit einem behinderten Familienmitglied gemeinsam Freizeit erleben können“, so Jutta Pagel-Steidl.

Eine „Toilette für alle“ ist gedacht für Menschen, die eine „klassische“ Toilette nicht nutzen können. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Die Betroffenen sind auf Windeln angewiesen oder sind Stomaträger. Stoma oder Windeln müssen im Liegen gewechselt werden. Oft erfolge der Wechsel auf der Rückbank des Autos, auf dem Fußboden einer öffentlichen Toilette oder gar im Freien „hinterm grünen Busch Nr. 7“. Oder die Betroffenen müssten gleich zuhause bleiben. „Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft ist nur möglich, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Im Freibad sind diese nun vorbildlich geschaffen worden“, so Jutta Pagel-Steidl. Damit leiste die Stadt Münsingen echte Pionierarbeit, denn es sei landesweit die erste „Toilette für alle“ in einem Freibad. Baden-Württemberg rühme sich als als „Heilbäderland Nr. 1“, doch die Heilbäder seien auf die besonderen Bedürfnisse der Menschen mit behinderungen noch nicht vorbereitet. Bürgermeister Mike Münzing würde gerne noch mehr „Toiletten für Alle“ in Münsingen einrichten, aber das scheitere oft an den vorhandenen baulichen Gegebenheiten.

Beim gemeinsamen Rundgang, an dem auch der inklusionspolitische Sprecher der GRÜNEN-Landtagsfraktion, Thomas Poreski MdL, teilnahm, ließen sich die Gäste die Funktionsweise der „Toilette für alle“ zeigen. Die mobile höhenverstellbare Liege kann problemlos in den Duschbereich geschoben werden, so dass ein Duschen im Liegen möglich ist. Rund 11.000 Euro investierte die Stadt in die Ausstattung mit höhenverstellbarer Liege, Patientenlifter und luftdicht verschließbarem Windeleimer. Das Land Baden-Württemberg beteiligte sich an den Kosten mit rund 8.300 Euro.

INFO
Die „Toilette für alle“ im Freibad Münsingen ist während der Badesaison während der Öffnungszeit des Freibades zugänglich. Die Rollstuhltoilette / Dusche ist zusätzlich ausgestattet mit einer höhenverstellbaren Pflegeliege, einem Wandlifter und einem luftdicht verschließbaren Windeleimer.

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