Hier finden Sie alle Pressemitteilungen rund um das Thema „Toiletten für alle in Baden-Württemberg“.

Inklusion trifft Kultur:
„Toilette für alle“ im Museum „Altes Rathaus“ in Leingarten eröffnet

Leingarten, 29.07.2020 – Die Stadt Leingarten (Landkreis Heilbronn) setzt Zeichen für Inklusion. Am letzten Schultag wurde – aufgrund der aktuellen Corona-Krise unter Pandemiebedingungen in kleinem Kreise – die „Toilette für alle“ im Museum „Altes Rathaus“ eröffnet. Es ist landesweit die erste „Toilette für alle“ in einem Museum, die erste im Landkreis Heilbronn und insgesamt der 56. Standort in Baden-Württemberg.

Der Heimatverein Leingarten ist Träger des Museums "Altes Rathaus". Das 1975 eröffnete Museum beherbergt u.a. eine Dauerausstellung mit archäologischen Funden aus der „Großgartacher Kultur“. Der Weg zum Neubau und zur Sanierung des Bestandsgebäudes musste aus finanziellen Gründen verschoben werden. Im März 2018 konnte schließlich der Grundstein für den Anbau des Museums gelegt werden. Im Neubau wurde ein Ausstellungs- und Veranstaltungsort geschaffen. Der barrierefreie Zugang erfolgt über eine flache Rampe. Am 24. April hätte die feierliche Eröffnung sein sollen. „Doch durch Corona kam alles anders“, so Bürgermeister Ralf Steinbrenner bei der Eröffnung der „Toilette für alle“. Ideengeber war Stadtrat Thomas Fick (Bündnis 90 / DIE GRÜNEN), der sich ganz besonders für eine umfassende Teilhabe von Menschen mit Behinderung einsetzt. Dazu gehört auch die Schaffung von „Toiletten für alle“ wo immer es geht. Wie Bürgermeister Steinbrenner in seinem Grußwort weiter betonte, legt die Stadt großen Wert auf eine umfassende Teilhabe von Menschen mit Behinderungen und alten Menschen. Für dieses Ziel nehme man gerne auch Geld in die Hand. „Für uns ist das ein Beitrag zur Gleichstellung.“

Der Begriff „Toilette für alle“ sorge vielfach für Verwirrung, weshalb Jutta Pagel-Steidl, Geschäftsführerin des Landesverbandes für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg, den Sinn und Zweck ausführlich erläuterte. „Erwachsene Menschen, die inkontinent sind und daher auf Windeln angewiesen sind, bleiben eher daheim, wenn ihnen unterwegs ein Ort zum Windelwechsel fehlt. Oder der Windelwechsel müsse auf dem Fußboden einer Toilette, auf der Wiese oder der Rückbank des Autos erfolgen. Das ist menschenunwürdig. Oder die Zeit für einen Ausflug ist knapp bemessen – eben solange, bis der nächste Windelwechsel ansteht.“ Die Idee der „Toilette für alle“ stamme aus England. Dort spreche man von „changing places“, also „Orte zum Wechseln“. Dieser Begriff sei in Deutschland von den Kunstgalerien belegt, so dass man sich für den Begriff „Toilette für alle“ entschieden habe. „Auf die Toilette gehen müssen wir alle“, so Pagel-Steidl. „Das ist normal.“

Während Rollstuhltoiletten längst zum Baustandard zählen, trifft dies auf „Toilette für alle“ nicht zu. Dazu brauche es eine größere Rollstuhl-Toilette, die zusätzlich mit einem höhenverstellbaren Pflegeliege, einem Patientenlifter für den Transfer vom Rollstuhl auf die Liege und zurück sowie einem luftdicht verschließbaren Windeleimer ausgestattet sei. „Das Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg fördert diese Zusatzausstattung mit einem Zuschuss von 90 Prozent – auch in Leingarten.“

Doch wie nutzt man eine „Toilette für alle“ tatsächlich? Diese Frage stand den Anwesenden im Gesicht geschrieben. Aufgrund der Corona-Krise nahmen keine Menschen mit Behinderungen und deren Angehörige teil, um sich keinem etwaigen Infektionsrisiko auszusetzen. Daher ließ sich kurzerhand LVKM-Geschäftsführerin Jutta Pagel-Steidl von ihrer Kollegin Nina Stockinger von einem Stuhl auf die Liege „liften“ und wieder zurück. Stadtrat Jürgen Brame, stellvertretender Fraktionssprecher von Bündnis90/DIE GRÜNEN, nutzte ebenfalls die Gelegenheit zum praktischen Test. Fritz Eichholz und Michael Scheurer vom Heimatverein freuten sich gemeinsam mit den anwesenden Stadträten Gudula Achterberg, Jürgen Brame und Brigitte Wolf sowie den Vertretern der Stadt Leingarten und des Landkreises Heilbronn über das neue Serviceangebot – noch dazu in einem Museum, das immer einen Besuch wert ist.

INFO
Die Rollstuhltoilette im Museum „Altes Rathaus“ in Leingarten ist zusätzlich ausgestattet mit einer höhenverstellbaren Wandklapppliege, einem Deckenlifter und einem luftdicht verschließbaren Windeleimer. Die Toilette im Untergeschoss ist über einen Aufzug zugänglich während der Öffnungszeiten des Museums sowie bei Veranstaltungen.


Der barrierefreie Zugang zum Museum „Altes Rathaus“ erfolgt über eine flache Rampe.<br />Foto: © Mara Sander

Der barrierefreie Zugang zum Museum „Altes Rathaus“ erfolgt über eine flache Rampe.
Foto: © Mara Sander

Sehenswert ist die aktuelle Sonderausstellung im Neubau des Museums: Ausstellung von Landmaschinenmodellen von Walter Weinreuter, inmitten der Bilder von Barbara Bucher mit dem Thema „BIZARR“.<br />Foto: © Mara Sander

Sehenswert ist die aktuelle Sonderausstellung im Neubau des Museums: Ausstellung von Landmaschinenmodellen von Walter Weinreuter, inmitten der Bilder von Barbara Bucher mit dem Thema „BIZARR“.
Foto: © Mara Sander

Die Freude über die Eröffnung der »Toilette für alle« ist auch mit Alltagsmaske in Zeiten der Corona-Krise sichtbar.V.l.n.r.: Museumsleiter Fritz Eichholz (Heimatverein Leingarten), Jutta Pagel-Steidl (LVKM), Sozialplanerin Heike Wenninger (Landratsamt Heilbronn), Bürgermeister Ralf Steinbrenner.<br />Foto: © Mara Sander

Die Freude über die Eröffnung der »Toilette für alle« ist auch mit Alltagsmaske in Zeiten der Corona-Krise sichtbar.V.l.n.r.: Museumsleiter Fritz Eichholz (Heimatverein Leingarten), Jutta Pagel-Steidl (LVKM), Sozialplanerin Heike Wenninger (Landratsamt Heilbronn), Bürgermeister Ralf Steinbrenner.
Foto: © Mara Sander

Anlegen des Hebetuches, damit der Transfer vom Stuhl auf die Liege möglich ist ...<br />Foto: © Mara Sander

Anlegen des Hebetuches, damit der Transfer vom Stuhl auf die Liege möglich ist ...
Foto: © Mara Sander

... „kinderleicht, per Knopfdruck in die Höhe“ ... Bürgermeister Ralf Steinbrenner mit LVKM-Geschäftsführerin Jutta Pagel-Steidl <br />Foto: © Mara Sander

... „kinderleicht, per Knopfdruck in die Höhe“ ... Bürgermeister Ralf Steinbrenner mit LVKM-Geschäftsführerin Jutta Pagel-Steidl
Foto: © Mara Sander

... doch für den Transfer auf die Liege übernimmt wieder Nina Stockinger die Fernbedienung ...<br />Foto: © Mara Sander

... doch für den Transfer auf die Liege übernimmt wieder Nina Stockinger die Fernbedienung ...
Foto: © Mara Sander

Stadtrat Jürgen Brame im Selbstversuch ... unterstützt durch Nina Stockinger und Jutta Pagel-Steidl<br />Foto: © Mara Sander

Stadtrat Jürgen Brame im Selbstversuch ... unterstützt durch Nina Stockinger und Jutta Pagel-Steidl
Foto: © Mara Sander

Die rund 9 qm große Rollstuhltoilette im Untergeschoss ist zusätzlich ausgestattet mit einer höhenverstellbaren Wandklappliege, Deckenlifter und luftdicht verschließbaren Windeleimer.<br />Foto: © Mara Sander

Die rund 9 qm große Rollstuhltoilette im Untergeschoss ist zusätzlich ausgestattet mit einer höhenverstellbaren Wandklappliege, Deckenlifter und luftdicht verschließbaren Windeleimer.
Foto: © Mara Sander

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